Grundsätzliches zur Lehre

Hochbau und Entwerfen als integratives Forschungslabor

Unser Beruf wird stets komplexer. Unter den sich beschleunigenden Bedingungen im aktuellen Paradigmenwechsel sieht sich die architektonische Kompetenz zunehmend von einer Zerlegung in Teilsegmente bedroht. Hinter einer solchen Spezialisierung lauert die Gefahr der Auflösung und Zersetzung der unserem Berufsbild zugehörigen Gesamtverantwortung – zu einem hohen Zukunftspreis für die Baukultur, wie wir vermuten. Wir möchten unsere Rolle auch weiterhin als eine umfassende, generalistische verstehen. Baukonstruktion im Sinne eines verantwortungsbewussten und integrativen Anspruchs meint für uns deshalb nach wie vor „Baukunst“, durchaus im originären Sinne des Begriffs: Gemeint ist der Anspruch, Bauen als einen Akt des Zusammenführens zu verstehen. Daraus geht ein Anspruch für Lehre und Forschung hervor, der unter den sich Bedingungen der heutigen Baukultur – und ganz speziell aufgrund der noch immer ausgewöhnlich hohen Studierendenzahlen an der TU Wien – nach neuen Lehrmethoden verlangt. Eine profunde Kenntnis der Geschichte der Architektur und der Baukonstruktion erachten wir dafür als erste Voraussetzung.

In den Vorlesung Hochbau 1 und Hochbau 2 wird anhand der Vertiefung von exemplarischen architektonisch-konstruktiven Fallbeispielen aus der Geschichte ein fundierter Einstieg vermittelt (1. und 2. Sem. > Konstruktion wahrnehmen). Der Grundkurs Architektur & Konstruktion (2. Sem. > Konstruktion be-greifen und interpretieren) bietet als interdisziplinär aufgebautes Lehrgefäss den Zugang zur Entwicklung einer eigenen entwerferisch-konstruktiven Haltung, die die geschilderten Anforderungen reflektiert: Durch die Wiederverwendung  und Rekomposition von Bauteilen aus bestehenden, zum Abbruch vorgesehenen Objekten kann die Geschichte des Bauens als physisch begreifbarer Fundus für Architekturkonstellationen der Zukunft erschlossen werden. In den darauffolgenden Bachelor-und Master-Entwerfen wird die Komplexität des Zugangs gesteigert und gleichzeitig themenspezifisch vertieft: Aktuelle Fragestellungen aus der Praxis werden über unsere vier Forschungsplattformen „Transformation“„Hybride“„Materialsuffizienz“ und „Raumkomposition“ in die Lehre eingespeist und empirisch ausgelotet, die gewonnenen Resultate in die Forschung zurückgespielt und dort wissenschaftlich auf ihre Innovationspotentials hin ausgewertet. Darauf aufbauend können die entdeckten Themenfelder und erlangten Erkenntnisse in den Diplomseminarien auf den vier Plattformen weiter vertieft und erforscht werden.

Synchrones Entwerfen

Im Zentrum unserer Methodik steht stets die Vermittlung einer Gleichzeitigkeit des Denkens, welches die vielschichtigen Bedingungen eines Entwurfs- und Planungsprozesses zu verschränken vermag. Ein «synchrones Entwerfen»  soll einerseits die kontinuierliche, sich gegenseitig befruchtende Parallelität von Analyse- und Entwurfsarbeit fördern. Andererseits soll das ständige Springen zwischen den unterschiedlichsten Maßstäben und Arbeitsinstrumenten (Zeichnung – Modell – Text) die Projektentwicklung interaktiv befruchten.